Bei Partys im Smalltalk auf unsere Hobbys angesprochen, geben wir ja schon mal gerne Auskunft über die Größe unserer Anlagen oder die Eigenschaften der einen oder anderen Lok. Wo das Gegenüber noch vor einiger Zeit genervt mit den Augen rollte, erkennt man heute immer mehr ehrliches Interesse.
Der Trend scheint sich während der Pandemie entwickelt zu haben. Modellbahnhersteller waren überrascht, wie sich das Interesse an der Modellbahn in dieser Zeit entwickelte. Nachdem wir dann wieder hinaus durften, war die Lust auf Unterhaltung riesig geworden. Das neue, alte Hobby kam da genau recht. Messen und Börsen sind wieder gut besucht und die Eisenbahnmuseen können sich nicht beklagen.
Die Teilnahme als Aussteller bei den Kindertagen im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen, die nun seit mehreren Jahre jeweils zweimal im Sommer stattfinden, zeigt Erstaunliches. Wo noch vor wenigen Jahren gerade mal ein paar hundert Familien mit Kindern den Weg ins Museum fanden, waren es aktuell mehrere Tausend – und, wie gesagt, dort gibt es nur Eisenbahn.
Nicht zuletzt das Miniatur Wunderland in Hamburg und ähnliche Ausstellungen haben dazu beigetragen, den Blick wieder auf die Modellbahn zu lenken. So ist es nicht verwunderlich, dass das Miniatur Wunderland in diesem Jahr zum insgesamt sechsten Mal zur beliebtesten Sehenswürdigkeit Deutschlands gewählt wurde. Hierbei hat es erneut die weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Neuschwanstein und Touristenmagneten wie die Stadt Berlin in der Abstimmung hinter sich gelassen.
Auf dreitägigen Messen und Ausstellungen können wir erkennen, wie sich die Interessen verteilen. Zu Beginn, am ersten Tag kommen einige wenige Hardcorer, die Nietenzähler und die Schnäppchenjäger, was durchaus lieb gemeint ist, wir zählen uns ja selbst dazu und die Händler freuen sich über den umsatzstärksten Tag. Am zweiten Tag sieht man oft die Opas mit den Enkeln. Da wird versucht, dem Nachwuchs das Hobby Modellbahn oder Modellbau näherzubringen und man kommt aus dem Erklären kaum heraus. Der dritte Tag, der Sonntag, ist dann fest in der Hand der Familien. Hier ist weniger die Information gefragt. Die Besucher saugen das gebotene geradezu auf. Strahlende Augen und entzückte Ausrufe – sieh mal hier, schau mal da… – begleiten uns von früh bis spät.
Was will man mehr? Es macht einfach Spaß, wenn man anderen Leuten mit dem eigenen Hobby eine Freude machen kann. Wenn man diese dann auch noch ein wenig anstecken kann, dann haben wir bald wieder eine Pandemie, eine Modellbahnpandemie.
Ihr „volldampf“-Team